Gebru Desta, Selected letters

(1) Gobaw Desta to Martin Flad (Massawa, end of 1877).

German source

Massawa, Ende 1877

Wahrlich, ich bin ein Sonntags-Kind. Der HErr hat mich lieb. Er hat unsere Gebete erhört. Einen Tag vor meiner Ankunft traf der treue Br. Gebra Mariam (Proselyte) mit Briefen von den Brüdern hier ein.

Source: Smidt, Briefe [1869-78], p. 24 of 26]
[* Glaubensbote 1, no. 5 (1878), p. 56]

English translation

Massawa, end of 1877

Truly, I am a lucky man. The LORD loves me. He has answered our prayers. One day before my arrival, the faithful Brother Gebre Maryam (Proselyte) arrived here with letters from the brothers.

  • The “brothers” probably refer to his former fellow students at St. Chrischona and future colleagues in the mission among the Beta Israel (Mika’el Aregawi et al.)
  • Gebre Maryam is perhaps the person who translated Exodus into Oromo with aläqa Zännäb.

(2) Gobaw Desta to Martin Flad (Azezo, May 1878).

German source

Aseso, Mai [1878]

Mit Besuchen bin ich dermaßen überhäuft, dass ich sie mir fast zur Last werden wollen. Habe oft Tage lang keine ruhige Stunde. Die wenigsten kommen, nur über das Wort Gottes zu reden; die meisten bringt Neugierde oder eine Bettelei, die sie an mich haben, in mein Haus. Die Hungersnot ist noch immer im Steigen begriffen. Viele sterben, andere, die liegen bleiben und vor Schwäche nicht weiterkommen, werden von Hyänen und andern wilden Tieren gefressen. In anderthalb Monaten sind zu Aseso Kinder, die eltern- und heimatlos waren, von Hyänen gefressen worden. Und wie die Menschen durch den Hungertod hinweggerafft werden, so das Vieh durch eine verderbliche Lungenseuche.

Die meisten meiner Schüler kommen nackt in die Schule, weil bei den hohen Preisen der Lebensmittel deren Eltern ihnen keine Kleider kaufen können. Wie dankbar wäre ich, wenn Freunde in Europa mir mit Liebesgaben behilflich wären, jedem dieser Schüler auch nur ein Kleid zu kaufen, und wie gut wäre es, wenn wir Mittel hätten, diese armen hungernden Waisen aufzunehmen, um sie vor dem Hungertod zu retten und in der Furcht des HErrn zu erziehen. Mein Gehalt für das laufende Jahr (280 Mk) habe ich beinahe verausgabt, und doch ist es erst Mai. Aber das Evangelium predigen und die Hungernden leer vor unserer Tür abweisen, können wir nicht, weil es nicht harmoniert. Bitte, helfen Sie uns!

Source: Smidt, Briefe [1869-78],
p. 25-26 of 26, orthography updated]
[* Glaubensbote 2, no. 4 (1879), p. 47-48]

English translation

Azäzo, May [1878]

I am so overwhelmed with visitors that I almost feel like they are becoming a burden to me. I often go days without a moment’s peace. Very few come just to talk about the word of God; most are brought to my house out of curiosity or to beg me. The famine is still increasing. Many die, and others who remain lying down and cannot move forward because of weakness are eaten by hyenas and other wild animals. In a month and a half, children in Azäzo who were orphaned and homeless have been eaten by hyenas. And just as people are being killed by starvation, so too are cattle being killed by a devastating lung disease.

Most of my pupils come to school naked because their parents cannot buy them clothes due to the high price of food. How grateful I would be if friends in Europe would help me with gifts of love to purchase just one piece of clothing for each of these students, and how good it would be if we had the means to take in these poor starving orphans, to save them from starvation and to raise them in fear of the Lord. I have almost spent my salary for the current year (280 marks), yet it is only May. But we cannot preach the gospel and turn the starving away empty-handed from our door because it does not harmonise. Please help us!

(3) Gobaw Desta to Flad (Imkullu 1880.09.27)

German source

Source: Smidt, Briefe (1879-89), p. 19
[* letter in the possession of Pastor W. Heintze-Flad]

English translation

Imkullu, 27 Sept. 1880

Esteemed Mr. Flad!
As you have already been told, I was stopped by the wild soldiers on my journey to Mensa and handed over to Ras Alula as a spy to teach me serious hours of silent prayer. However, after three weeks of imprisonment, the faithful God released me through the intervention of W.[ilhelm] Schimper [junior], and now I await you with longing so that I can communicate my concerns more conveniently orally than in writing.

Yours humble, grateful,
Gobau Desta

(4) Gobaw Desta to St. Chrischona Pilgrim Mission (Balli 1885.12.31)

German source

Balli, [31. Dezember 1885]

Den 29. Dezember ging ich samt den Schulkindern Herrn Mayer entgegen, eine Stunde lang. Schon bei dem unerwarteten Ruf des Königs war es uns unheimlich zu Mut. Und jetzt, welch wehmütige Zusammenkunft! Unter dem Schatten eines Baumes teilte er uns die traurige Nachricht mit: «Wir müssen uns für die Abreise vorbereiten, denn unsere Mission ist aufgehoben. Wenn wir uns nicht zu der koptischen Kirche bekennen, müssen wir unbedingt das Land verlassen». Mir war es, als sei alles nur ein schrecklicher Traum. Es ist mir noch unbegreiflich, dass die Mission nach so viel Mühe und Ausgaben gerade jetzt, wo sie sich erfreulicher zu entfalten schien, auf einmal zu Grunde gehen soll, durch ein einziges Wort eines – Erdensohnes, da doch unser Herr Jesus König der Könige und Herr der Herren ist. Will der allweise Erzhirte vielleicht Mittel und Kraft anderswo besser verwenden, als auf diesem unfruchtbaren Boden? Oder will Er uns vielleicht um der Gebete der Frommen willen vor einem über dieses unglückliche Land kommende Gericht erlösen? Erst hernach werden wir seine göttlichen Absichten erfahren und Ihm dafür danken.

  • In einem anderen Brief auf derselben Seite des Glaubensbote schreibt der nicht genannte Autor: “Auch hier in Balli hat der Getreue den kleinen Anfang reichlich gesegnet. Die Zahl der Schulkinder hat bis auf 40 zugenommen. Das gibt mir neuen Mut und Freudigkeit, meinem lieben Herrn zu dienen. Ich reime auch geistliche Verse in amharischer Sprache zu deutschen Melodien zur Belebung unserer Gemeinschaftsstunden.”

Source: Smidt, Briefe (1879-89), p. 33-34;
orthography updated
[* Glaubensbote 9, no. 6 (1886), 69-70]

English translation

On 29 December, I went with the schoolchildren for an hour to meet Mr Mayer. The unexpected call from the king had already given us the creeps. And now, what a melancholy meeting! Under the shade of a tree, he told us the sad news: ‘We must prepare to leave because our mission has been cancelled. If we don’t commit ourselves to the Coptic Church, we will have to leave the country’. I felt as if it was all just a terrible dream. It is still incomprehensible to me that the mission, after so much effort and expense, should suddenly come to an end just when it seemed to be developing more favourably because of a single word from a son of the earth—when our Lord Jesus is King of kings and Lord of lords. Does the all-wise Arch-Shepherd perhaps want to use resources and strength better elsewhere than on this barren ground? Or does He possibly wish to deliver us from the judgement coming upon this unhappy land for the sake of the prayers of the pious? Only afterwards will we learn of His divine intentions and thank Him for them.

  • In another letter on the same page of the Glaubensbote, an anonymous author [Greiner?] writes: “Here in Balli, too, the faithful God has blessed the small beginning abundantly. The number of schoolchildren has increased to 40. This gives me new courage and joy to serve my dear Lord. I also rhyme spiritual verses in Amharic to German melodies to enliven our worship services.” (Emphasis added)

(5) Gobaw Desta to St. Chrischona Pilgrim Mission (Dar es Salaam, March 1888)

German source

Dar-es-Salaam, Ost-Afrika, 4. März / 9. März 1888

Endlich möchte ich Ihnen ein paar Zeilen zukommen lassen. Es ist eine Untugend von mir, dass, wenn ich einen Brief schreiben soll, ich zuerst recht viel Stoff haben möchte. Je länger man es zurückschiebt, desto weniger wird der Schreibstoff. Bald ist man krank, bald hat man wirklich gar keine Zeit. Das Versäumnis, das man unbekämpft begeht, gebiert ein zweites. Ich hoffe, dass Sie mir nach elterlichem Gebrauch verzeihen werden und uns die Mitteilungen der Pilgermission (Jahresberichte und Glaubensbote) zukommen lassen wollen.

Nach siebzehntägiger, glücklicher Seefahrt brachte uns unser Schifflein «Zanzibar» nach der gleichnamigen, prachtvoll grünen, aber ungemein ungesunden Insel. […]

Hr. Greiner war wegen geschäftlichen Angelegenheiten zum deutschen Generalkonsul gekommen: wir waren beide froh, einander gesund wieder zu sehen. Nach elftägigem Aufenthalt machten wir uns am 11. Dez. 87, nachmittags 4 Uhr, auf den Weg, um nach unserem Bestimmungsorte Dar-es-Salaam zu fahren. […]

Im letzten Monat wurden wir beide abwechslungsweise wiederholt vom Fieber heimgesucht. Den 23. Feb. war er [Greiner] stark angegriffen; er glaubte er sterbe, und nahm Abschied von uns. Der HErr ist aber gnädig und hat sich unser aller erbarmt, und wir befinden uns jetzt wohl.

Den 9. März. Durch unerwartetes, viertägiges Fieber war das Schreiben unterbrochen; obwohl noch schwach, probiere ich doch fortzufahren, um es fertig zu bringen.

Sieben befreite Sklavenkinder und ein arabischer Knabe, der uns von seinem unbemittelten Vater übergeben wurde, sind meine Schüler; ich unterrichte sie am Vormittag. Nachmittags beschäftige ich mich zum Teil mit Sprachenlernen, zum Teil mit Gartenarbeit; auch hie und da, wenn es nötig ist, beaufsichtige ich die Suaheli-Arbeiter. Es ist außerordentlich viel zu tun. Der HErr aber war und ist bisher mit uns, weswegen auch alles gut geht. Die Leute sind durchaus nicht fanatisch und unzugänglich, trotzdem, dass sie sich Muhomedaner nennen. Ich habe gute Hoffnung und lerne fleißig die Kiswaheli Sprache; sie wäre ziemlich leicht, wenn Zeit und Gesundheit mehr gestatten würden.

Was wird aus der Gallamission? Wird sie nicht mehr aufgenommen? Das wäre so schade. Ach, wie lange dauert es, bis der helle Morgenstern auch dort erscheint! Und was wird das Ende des geplagten, armen Habesch? Ich glaube fest, auch über Abessinien wird sich der HErr bald erbarmen und das Bollwerk des Feindes dort gänzlich zerstören. Gedenken Sie auch bisweilen der armen da und dort zerstreuten Schulkinder, die von uns das Wort Gottes mit Freuden lernten, nun aber verwaist sind. Auch für uns hier und den Ort, wo wir stationiert sind, bitte ich Sie, recht beten zu wollen. Es ist alles tot und noch finster, wo man hinschaut.

Ich grüße herzlich alle Brüder. Ihr stets dankbarer
Gobau Desta.

Source: Smidt, Briefe (1879 bis 1889),
p. 34-36, orthography updated
[* Glaubensbote 11, no. 7 (1888), pp. 78-79.]

English translation

Dar-es-Salaam, East Africa, 4 March / 9 March 1888

Finally, I would like to send you a few lines. It is a vice of mine that when I have to write a letter, I want to have quite a lot of material first. The longer I put it off, the less I have to write about. Soon, you’re ill; soon, you don’t have any time at all. The omission that one commits without fighting begets another. I hope you will forgive me according to parental usage and send us the Pilgrim Mission’s communications (annual reports and Glaubensbote).

After a happy voyage of seventeen days, our little ship ‘Zanzibar’ brought us to the splendidly green but incredibly unhealthy island of the same name. […]

Mr. Greiner had come to the German Consul General on business matters. We were both happy to see each other healthy again. After an eleven-day stay, we set off on 11 December 1887, at 4 p.m., to travel to our destination, Dar-es-Salaam. […]

In the last month we were both struck by fever, alternately. On February 23, he [Greiner] was severely attacked; he thought he was dying and took leave of us. But the Lord is merciful and has had mercy on us all, and we are now well.

March 9. My writing was interrupted by an unexpected four-day fever; although still weak, I am trying to continue and finish it.

Seven freed slave children and an Arab boy who was given to us by his poor father are my pupils. I teach them in the mornings. In the afternoons, I am partly occupied with language learning, partly with gardening; and now and then, when necessary, I supervise the Swahili workers. There is so much to do, but the Lord has been and is with us so far. That’s why everything is going well. The people are by no means fanatical and inaccessible, even though they call themselves Muslims. I have good hopes and am diligently learning the Kiswahili language. It would be pretty easy if time and health allowed more.

What will become of the Galla mission? Will it no longer be taken up? That would be such a pity. Oh, how long will it take until the bright morning star also appears there! And what will be the end of poor, troubled Habesch? I firmly believe that the Lord will soon have mercy on Abyssinia, too, and will completely destroy the enemy’s stronghold there. Remember also from time to time the poor schoolchildren scattered here and there, who learnt the Word of God from us with joy, but are now orphaned. I also ask you to pray for us and the place where we are stationed. Everything is dead and still dark wherever you look.

My warmest greetings to all brethren. Your ever grateful
Gobau Desta.

(6) Gobaw Desta to Alfred Ilg (Dar es Salaam 1888.11.10)

Amharic letter written to the Swiss engineer and royal advisor Alfred Ilg:

Source: Bairu Tafla, Ethiopian Records, # 23


Full reference

Bairu Tafla. Ethiopian Records of the Menilek Era: Selected Amharic Documents form the Nachlaß of Alfred Ilg 1884‒1900. Wiesbaden: Harrassowitz, 2000. [Amharic: p. 57; translation: p. 57f]

Der Glaubensbote und Mittheilungen aus der Pilgermission auf St. Chrischona bei Basel. I. Band, Nr. 5, 1878, S. 56.

Smidt, Wolbert G.C. “Deutsche Briefe von Äthiopiern aus der Protestantischen Mission: Vom Fall des Téwodros bis zur Unterwerfung des Königs Minílik (1869 bis 1878)”, Orientalia Parthenopea 8 (2008), 9-56. [View at Academia.edu]

—. “Deutsche Briefe von Äthiopiern aus der Protestantischen Mission: Von der Reichseinigung unter Yohannis IV. bis zur großen Hungersnot (1879 bis 1889)”, Orientalia Parthenopea 9 (2010), 9-52. [View at Academia.edu]